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Should a female surgeon be beautiful? Can an obese computer scientist keep her enormous spare tire and still have a career? This ZDF documentary has terrific examples about our preconceptions on beauty.

TV-Kolumne „37 Grad: Bin ich schön?“

Barbie mit Mundschutz

Dienstag, 20.09.2011, 23:11 · von FOCUS-Redakteurin Carin Pawlak  

Wenn die hübsche Sheila erzählt, dass sie Ärztin ist, bekommen Männer Komplexe

Darf eine Ärztin so hübsch sein? Kann eine Informatikerin einen Fettring tragen? Die ZDF-Reportage über Schönheit liefert schöne Beispiele

Lange Haare, hübsches Gesicht, Größe 36, große Einkaufstüte. Muss ja eine doofe Tusse sein. Der Kopf, nur als Parkplatz für die Sonnenbrille. Wer denkt so? Ein paar aus der Steinzeit übrig gebliebene Männer? So einfach ist es dann doch nicht.

Einkaufstüte der Größe 36

Die „37 Grad“-Reportage „Bin ich schön?“ beginnt jedenfalls sehr schön. Die Langhaar-Hübschgesicht-Einkaufstüte der Größe 36 wird vorgestellt. Sie heißt, ja ausgerechnet, Sheila. Vielleicht eine Aussortierte aus Klums Barbie-Modellen? Ein Casting-Luder? Na, dann halt eine, die sich einen reichen Mann gefischt hat und jetzt das Beutekonto in Designern anlegt. Überraschung, es ist ganz anders: Sheila, 30, ist Chirurgin an einer Münchner Uni-Klinik. Wenn sie einen beruflichen Termin hat, macht sie „lieber mal noch einen Knopf an der Bluse zu“. Und wenn sie einen Mann kennenlernt und erzählt, dass sie Ärztin ist, dann ist beim potenziellen Lover „ganz schnell die Luft raus".

Die Schrägen zum Fremdschämen

Die Fernsehwelt hat sie ja längst eingeteilt: Die Schönen werden (auch kein) nächstes Topmodel, die Schrägen dürfen vielleicht noch zum Fremdschämen in die Vorrunde von Talentshows. Wenn der Mitleidfaktor stimmt.

Ganz schön schwierig, diese Frage zu beantworten: „Bin ich schön?“ Denn wie misst man Schönheit? Mit 90-60-90? Gelten noch immer die Ideale von Renaissance-Madonnen? Ist Sängerin Beth Ditto hübsch anzuschauen oder geht eben gerade nur der Knabenlook von Model Agyness Deyn.

Uniformes Körperbild

Der „37 Grad“-Film von Marianne Trench liefert Momentaufnahmen, die das derzeit geltende uniforme Körperbild abbilden. Demnach wäre Manuela, 43, ein Mensch zweiter Klasse. Die Frau aus dem Bayerischen Wald hat als einzige in der Familie einen Uniabschluss gemacht. Sie ist qualifiziert, mehr noch: Sie empfiehlt sich für eine Führungsposition. Bei dem Aussehen? Dann doch eher nicht. „Was finden Sie schön an sich?“ Sagt Informatikerin Manuela: „Ich finde die Frage extrem schwierig.“ Sie lernt, dass Wimperntusche keine Todsünde ist. Dass der Fettring weg muss. Hilft das im Beruf? Verhilft ihr das zu einem Partner, den sie seit 15 Jahren nicht mehr hatte?

Waschbrett nicht mehr hart

Unterwäsche und Bademode hat Stephan, 32, aufgegeben. Sein Waschbrett ist nicht mehr hart. Keine Zeit mehr fürs Fitnessstudio. Das liegt daran, dass der Schöne versucht, sich als Anwalt zu etablieren. Dennoch schafft der 103-85-101-Mann mit dem Model-Job immer noch doppelt so viel ran wie mit der Juristerei. Auch wenn ihn viele „für arrogant und vom anderen Ufer“ einstufen.

Dann doch lieber ein Anwalt

Die Verlobte von Stephan entlarvt ein Klischee, um ins nächste zu stolpern. Für sie kam beim Kennenlernen „erst mal gar nichts rüber“, bekennt Catrin. Zu oberflächlich erschien ihr der hübsche Herr. Aber: „Ein Anwalt ist mir lieber als ein Fotomodell“, befindet die künftige Ehefrau. Sie träumt vom Eigenheim und Kindern. Auch so ein schöner Schein.